bookmark_borderDer andere Zustand

“Man hat ihn den Zustand der Liebe genannt, der Güte, der Weltabgekehrtheit, der Kontemplation, des Schauens, der Annäherung an Gott, der Entrückung, der Willenlosigkeit, der
Einkehr und vieler andrer Seiten eines Grunderlebnisses, das in Religion, Mystik und Ethik
aller historischen Völker ebenso übereinstimmend wiederkehrt, wie es merkwürdig entwicklungslos geblieben ist.” (Musil)

Das Gegenstück zu diesem “anderen Zustand” ist unser Getriebensein im Alltag, das Normalbewusstsein, mit dem wir wahrnehmen was rundum geschieht. Im Normalzustand gehorchen wir den Normen der Effizienz.

Aus Distanz betrachtet gleicht das effiziente Leben dem sprichwörtlichen Hamsterrad, in dem wir uns  drehen, ohne wirklich voranzukommen. Wenn wir einsehen, dass zusätzliche Anstrengung nichts bringen, versuchen wir, in den anderen Zustand zu kommen.

In den anderen Zustand gelangen wir am besten durch Anhalten. Anstatt Angst zu haben, wir könnten etwas verpassen, können wir lächeln über die Kürze des Lebens und den Ernst, mit dem wir uns selbst zum Zentrum des Universums machen. Der andere Zustand wird zwar nicht von Dauer sein, aber er ist dennoch zeitlos. Aus ihm kehren zurück in den Alltag wie von einer langen Reise.