bookmark_borderImitat vom Original

Liegt es am Aelterwerden, oder bin ich einfach übersättigt von zuviel Kunst? Oder kommt es nur mir so vor, dass manche Künstler nach einer kurzen Phase der Originalität am Anfang ihrer Karriere zu schlechten Imitatoren ihrer selbst werden?
Bob Dylan zum Beispiel: Er trat als junger Musiker, nur mit der Gitarre und Mundharmonika und mutterseelenallein in einem riesigen Saal vor sein Publikum, und sang Lieder, oder besser: sprach Texte, zu denen er sich auf der Gitarre begleitete, die vor ihm noch keiner gesungen hatte, und von denen er nicht sicher sein konnte, ob sie jemandem gefallen würden. Er sang ohne Hast und mit einer Selbstverständlichkeit, als ob er das schon immer gekonnt hätte. Wenn er vor lauter Nervosität seine Texte vergass, wandte er sich an sein Publikum um Hilfe – so gross war sein Vertrauen.

Eines Tages begann er dann, Rockmusik zu machen. Lieder mit Elektronik und einer Band herunterzuspielen. Wo vorher Spannung war, setzte er jetzt auf satten Sound. Statt der Pausen ein steter Fluss bekannter Harmonien. Statt der Fehler perfektes Arrangement.

Das Original mutierte zum Imitat seiner selbst. Schade, und kein Einzelfall leider.