bookmark_borderFortschrittsglaube

Aus der Vergangenheit sucht sich jeder das heraus, was er will: Die einen die Geschichte des unaufhaltsamen Fortschreitens der Menschheit hin zu immer mehr Lebensglück, das sie sich mit ihrer wachsenden Vernunft erschafft. Die weniger optimistischen zeigen auf die nie dagewesenen Möglichkeiten zur Selbstvernichtung, die sie wider alle Vernunft hervorgebracht hat.

Mit Blick auf die Zukunft glauben Optimisten an die unbegrenzte Perfektibilität des menschlichen Geistes, die Fortsetzung der Geschichte des zunehmenden Glücks bis hin zur  Abschaffung des Todes und Besiedlung fremder Planeten – dem vorläufigen Ende der Erweiterung des Reichs menschlicher Herrschaft. Die anderen sehen es dagegen als erwiesen an, dass unser Planet schon viel früher unbewohnbar sein wird, nach Zerstörung der Biosphäre und/oder nach dem nuklearen Holocaust. Beide reklamieren für sich, die Zukunft mit grosser Wahrscheinlichkeit voraussagen zu können. Ihre Ideen finden Anklang in Politik, Forschung und Moralphilosophie. 

Ich glaube persönlich nicht an den selbstverschuldeten Untergang der Menschheit, aber er dennoch eintreten, bleibt immer noch genug Zeit, ihn zu akzeptieren. Und was das ewige Leben angeht, so hoffe ich sehr, dass es erst nach meinem Tod Realität wird.
Statt nach dem Glücks zu suchen, denke ich lieber daran, wie ich die kurze Dauer meines Daseins möglichst sinnvoll gestalten kann. Als Fortschritt zählt dann, was zum Erhalt des Lebens innerhalb der zu erwartenden Zeitspanne beiträgt, und was sein vorzeitiges Ende zu vermeiden hilft. Die Welt bleibt ein Ort der Unvollkommenheit.