bookmark_borderSpielerisches Üben

Das Üben hat einen schlechten Ruf. Zum Üben, heisst es, musst du dich überwinden. Du brauchst Selbstdisziplin und viel Geduld. Wir haben gelernt zu üben, damit wir später etwas können, um Erfolg zu haben im Leben. Üben ist nicht kreativ, der Spass an der Sache kommt erst danach, wenn man sich durch den Griesberg gefressen hat. Endlose Wiederholungen nach Art von militärischen Drills; konzentriertes Fokussieren auf das zu erreichendes Ziel; stundenlanges Stillsitzen mit gekreuzten Beinen (zazen), das ist Üben.

Demgegenüber pladiere ich für das spielerische Üben. Für eine Haltung, die weder auf strenger Askese noch auf Entsagung und Verzicht beruht, die statt dessen auf unser Vorstellungsvermögen vertraut und offen ist für ständiges Ausprobieren von Varianten. Für einen spielerischen Zeitvertreib also, der keinen Nutzen erstrebt, ausser vielleicht diesen: er soll nicht langweilen. Damit trägt er schon viel zu einem besseren Leben bei.

Gute Vorsätze für das Üben:
– ich muss das nicht tun!
– aufhören, wenn’s genug ist
– eigene Routinen erfinden
– sich viele kleine Aufgaben stellen
– halb so schnell und dafür doppelt so lang üben
– Fortschritt?  das ist jedesmal, wenn das Üben Spass gemacht hat….

Der grosse Pianist Bill Evans meinte: Man soll sich auf das konzentrieren, was man versteht, und dann versuchen, dies schrittweise zu verbessern. Es bringt dagegen nichts, sich im Grossen und Ganzen zu verlieren (s. das  Interview mit seinem Bruder auf Youtube).