Vom Umgang mit Klagen

Man ist mit Bekannten im lockeren Gespräch, geniesst den Abend und ahnt nichts Böses. Und dann geschieht es: Einer muss anfangen, über die Welt zu klagen. Darüber, dass sie demnächst zugrunde geht. Oder dass er am Arbeitsplatz von lauter Idioten umgeben ist, dass der Staat mal wieder nur die Reichen privilegiert, und dass die Chinesen uns bald die letzten Ressourcen vor der Nase wegkaufen werden. Die Chinesen sind schlau! Die haben eine Strategie, der Westen dagegen wurstelt planlos vor sich hin und geht den Bach runter…..

Konfrontiert mit dem Hinweis, dass solche Reden zu den sich selbst erfüllenden Prophezeiungen gehören, dass sie das Narrativ von Populisten befördern und allesamt auf dummen Pauschalisierungen basieren, reagiert der Klagende natürlich beleidigt, verständlicherweise, aber der Abend ist ruiniert.

Wie also umgehen mit Geschwätz, das nervt, ohne dabei selbst die Nerven zu verlieren? Vielleicht funktioniert es so:
Versuchen, statt auf die Worte auf den Tonfall zu achten, in dem die Rede geführt wird. Welche Wörter werden verwendet, wie oft?
Versuchen, die Nachricht hinter den Worten verstehen (get the message!)
Gleichzeitig: Rückzug in die eigene Zitadelle, nichts denken und nicht sogleich reagieren.
Entscheiden, ob man den Abend retten will.

Und letztlich: andere Gesprächspartner suchen.


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